Der Blick zurück oder WARUM???
Der Blick zurück…
Wenn ich an mein Leben früher zurückdenke, an mein „altes Leben“, das ich immer so gern zurück haben wollte, erfüllt mich das häufig mit Traurigkeit.
Schließlich war damals vieles so viel einfacher, ich war viel selbständiger, konnte meine Zeit frei einteilen und verfügte über ausreichend Energie für den ganzen Tag, für Arbeit, Haushalt, Freizeit, Kultur und soziale Kontakte. Alles mit meiner Energie – ohne Mittagsschlaf, ohne Hilfe und ohne Schmerzen.
Das ist mir heute vollkommen unvorstellbar. So anders ist mein „neues Leben“.
Es sind wirklich zwei Welten und ich hätte mir früher in meinen kühnsten Alpträumen nicht ausmalen können, dass ich mit Anfang 40 mein gewohntes Leben so plötzlich von einem Tag auf den anderen hätte verlieren können. Es ist unvorstellbar.
Erst, wenn man das selbst erlebt hat, hat man eine Ahnung davon.
Im ersten Jahr meiner Erkrankung habe ich alle meine verbliebene Energie und alle Hoffnung, allen Kampfgeist, den ich aufbringen konnte auf ein einziges Ziel gesetzt. Ich wollte mit allen Mitteln wieder gesund werden, mehr noch: ich wollte mein altes Leben wieder zurück. Koste es was es wolle. Aufgeben kam für mich nicht in Frage.
Damit, mit diesem Kampf, bin ich Tag für Tag über meine Grenzen gegangen und habe die Situation für meinen Körper nur noch schlimmer gemacht.
Heute ist mir das unbegreiflich, aber damals war es das Allerallerwichtigste – zurück in meine altes Leben, meine Arbeit, meine Freiheit, mein soziales Leben und mein Sport.
Und je weiter dieses Ziel in die Ferne rückte, desto schlimmer wurde meine Trauer, desto größer mein Schmerz über den Verlust.
Und damit kam auch die Frage nach dem WARUM.
Und damit kam auch die Frage nach dem WARUM. Warum ist das passiert? Wer ist Schuld daran? Habe ich etwas falsch gemacht? Hätte ich anders entschieden, wäre ich dann immer noch gesund?…..
Kennst du das auch? Diese Fragen?
Und haben sie dir bisher weitergeholfen?
Mir nicht! So einfach, so klar.
Diese Fragen verursachen in mir so viel Schmerz. Schlimmer noch als der Verlust meines alten Lebens.
Ich habe sie mir lange und oft und immer wieder gestellt- und während ich so schreibe, kann ich mich gar nicht erinnern, warum ich sie gestellt habe. Ich denke nicht, dass sie mir irgendetwas Positives gebracht haben. Nur Schmerz und Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit.
Die gute Nachricht ist…
Die gute Nachricht ist aber wieder: wir haben es in der Hand!
Wir müssen uns diese Fragen nicht stellen!
Warum zurückblicken, wenn es doch so schmerzhaft ist????
Seit ich diese Frage habe gehen lassen, seit ich sie nicht mehr stelle. Seit ich die Erkrankung nicht mehr in Frage stelle, sondern dazu übergegangen bin, mein Leben zu leben- Tag für Tag- seitdem geht es mir besser. Körperlich nicht, aber emotional auf jeden Fall! Deutlich besser!
Ich blicke nicht mehr zurück. Vergleiche nicht mehr mein neues mit meinem alten Leben.
Meine körperlichen Schmerzen gehen davon nicht weg – das tun sie aber auch nicht, wenn ich mich mit Gedanken an die Vergangenheit quäle und mir zusätzlich emotionale Schmerzen zufüge.
Wofür entscheidest du dich?
Schreib mir gern, ich bin gespannt auf deine Gedanken.
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