#8sammeln bedeutet: 8 Momente der Achtsamkeit notieren am 8. des Monats.
Die Idee dazu stammt von Susanne von atemsinn.ch und ist eine wundervolle Übung für mehr Achtsamkeit in unserem Alltag. So üben wir fast wie nebenbei ganz genau hinzuspüren und dabei die eigentliche Wahrnehmung von unserer Bewertung zu trennen
Wie dieser Tag begann…
Es ist noch dunkel draußen und ich sitze mit meiner Tasse Cacao draußen auf der Terrasse vor meiner Küche. Es ist der Moment, wo ich bewusst in meinen Körper einchecke und schaue, wie geht es, was geht heute und was wird der Tag uns heute bringen.
Ich liebe diese Momente der Stille bevor sich in Haus oder Nachbarschaft irgendetwas regt.
Draußen im Dunkeln
Es ist dunkel, es ist kalt und feucht, es hat geregnet in der Nacht.
Die Luft ist kühl auf der Haut in meinem Gesicht.
Ich habe eine Decke umgelegt und bin deshalb ansonsten angenehm warm.
Ein Morgen wie jeder andere auch?
Wie jeden Morgen in dieser Situation nehme ich einen tiefen Atemzug.
Das heißt heute bleibt es bei dem Versuch. Was ich unterwegs zur Terrasse schon geahnt, aber noch nicht so deutlich wahrgenommen hatte, wird jetzt ganz deutlich: ich bin heute sehr kurzatmig. Ich kriege sehr schlecht Luft.
Achtung Achtsamkeit?
Mein Verstand hat sofort eine Bewertung zur Hand: „Oh, verflixt, ich wollte doch die schöne frische Luft genießen.“
Warum eine Bewertung im Zusammenhang mit Achtsamkeit nicht erwünscht ist, liest du hier.
Ich rufe mich zur Ordnung und versuche genau und mit System herauszufinden, was mit meinem Atem los ist, was geht und was nicht. Schließlich ist heute der 8.Dezember. Ein Grund mehr achtsam in den Tag zu starten.
1. Versuch: Ich atme durch die Nase ein
Ich spüre die Kälte der Luft in meinen Nasenflügeln. Das belebt mich. Lässt mich mich lebendig fühlen und macht mich ein bisschen wacher.
Es riecht nach nasser Erde, nassem Holz, nach Schokolade ( das kommt aus meiner Tasse) und einem Hauch Hundefutter (ich habe meinem Hund ein Leckerli mitgebracht, ihr Äquivalent zu meiner Tasse Cacao).
Das alles nehme ich blitzschnell wahr – und dann ist da plötzlich dieses Gefühl von Atemnot. Meine Nase scheint zu eng, es kommt nicht so viel Luft durch, wie ich gern hätte. Mein Kehlkopf fühlt sich an, wie zugeschnürt und in meiner Brust ist so viel Enge. Ich will weiter durch die Nase Luft einziehen, kann aber nicht.
Fast reflexartig öffne ich den Mund und versuche so weiter einzuatmen. Das geht etwas besser. Ich atme wieder aus.
2. Versuch: Ich atme durch den Mund ein
Ich atme direkt durch den Mund ein. Auch hier nehme ich die Kühle der Luft in meinem Mundraum wahr. Leider keine Gerüche (nein, das überrascht nicht, aber das fehlt mir gerade).
Und auch hier setzt fast sofort dieses Gefühl von Luftnot ein. Wieder ist mein Kehlkopf ganz eng und mein Brustkorb zu klein. Als wäre ich schon voller Luft. Aber das ist nichts. Ich spüre gleichzeitig das übermächtige Verlangen weiter einzuatmen.
Trotzdem atme ich tief aus um die Situation zu entspannen.
3. Versuch: Veränderte Sitzposition
Ich rutsche in meinen Sessel ein Stück tiefer. Jetzt sitze ich nicht mehr, sondern liege. Das ist weniger anstrengend für meinen Körper – vielleicht habe ich dann weniger „Luftbedarf“.
Ich atme direkt durch den Mund (durch die Nase traue ich mich gerade nicht).
Ja, ich atme besser. Das Gefühl der Enge und die Atemnot lassen den Bruchteil einer Sekunde länger auf sich warten, aber dann sind sie wieder da. Ich atme schnell wieder aus und lasse dann meinen Atem natürlich fließen. So, wie er kommen und gehen mag. Das macht er gut und zuverlässig. Puh, ich kann mich etwas entspannen. Ich beobachte, dass mein Atem so gleichmäßig geht aber ziemlich flach. Aha, aber immerhin habe ich kein Gefühl von Atemnot. Allerdings kann ich so auch nicht das Bedürfnis befrieden tief einzuatmen und mich mit dieser kalten Morgenluft „aufzutanken“.
4.Versuch: Veränderte Armposition
Ich bleibe in dieser halb-liegenden Position in meinem Sessel und breite zusätzlich die Arme zu den Seiten aus. Lasse sie einfach hängen und spüre, wie sich mein Brustkorb nach oben weitet, er scheint sich förmlich nach oben zu strecken und zu recken. Das tut gut. Ich genieße dieses Gefühl der Weite für einen Moment, dann gebe ich dem Bedürfnis nach tief einzuatmen.
Das geht wieder ein Stückchen besser. Ich atme durch den Mund, spüre die Kälte der Luft in meinem Mundraum und wie sie in meinem Rachen verschwindet, die Luft dort immer wärmer wird. Mein Brustkorb weitet sich und weitet sich. Ich genieße das und will noch mehr – da setzt es wieder ein, das Gefühl von Enge am Kehlkopf und „Nicht-mehr-weiterkönnen“ im Brustraum. Plötzlich ist alles voll und ich kann nicht weiter einatmen.
5.Versuch: Boxatmung
Plötzlich bin ich fest entschlossen eine Lösung zu finden. Aus dem Yoga kennen wir viele verschiedene Atemtechniken. Vielleicht ist eine von diesen eine Alternative in dieser Situation?!
Bei der Boxatmung zählen wir Klassischerweise bei der Einatmung bis 4, Halten die Luft bis 4, Atmen aus auf 4 und halten dann wieder bis 4, bevor wir einen neuen Kreislauf bzw. eine neue Box starten und nochmals auf 4 einatmen.
Also, ich liege wie gehabt mit geöffneten Armen und starte. Tatsächlich auf 4, obwohl mein Verstand sagt „Das kann doch nicht klappen! Jetzt, wo du eh so kurzatmig bist“.
Ich atme ein und zähle langsam bis vier. Bei vier wird das einatmen unangenehm, aber jetzt ist ja eh halten angesagt. Ich halte und zähle wieder bis vier. Ja, es fühlt sich alles eng an, aber ich halte ja nur. Ich verändere nichts und kann deshalb halten. Den Atem anhalten und die Situation aushalten.
Dann atme ich aus auf vier. Gerade als ich denke, ich kann das nicht mehr aushalten, erreiche ich gedanklich die vier und halte inne. Halte in der Atemleere und zähle wieder bis vier.
Dann atme ich ein auf vier.
Interessanterweise lenken mich die Konzentration auf das Zählen und die Gewissheit, dass ich hier eine Atemtechnik übe, so ab von dem mit der Atemnot assoziierten Engegefühl, dass ich vier Runden durchhalte bevor ich wieder zu meinem natürlichen flachen Atem übergehe.
Das Engegefühl ist da, wie in den vorigen Versuchen auch. Und dennoch ist es nicht so unangenehm. Nicht so beunruhigend. Mein Verstand schreit nicht so nach Aktionismus „Du musst etwas verändern! So ist es nicht gut! Mach etwas!“ Hier war die Bewertung drin „Das ist nicht gut!“. Das hat Angst gemacht.
Und in der Atemübung war das Gefühl genau dasselbe, aber die Bewertung eine andere: das ist eine Übung. Das kann sein, das ich da raus muss aus meiner Komfortzone, das ist ok und das wird bestimmt irgendwann einfacher. Und so war es einfacher weiter zu atmen, aber noch nicht die allerbeste Lösung.
6.Versuch: Wechselatmung
Dazu verschließe ich mein rechtes Nasenloch mit meinem rechten Daumen und atme nur durch das linke Nasenloch ein.
So ist zumindest der Plan. Anschließend hätte ich durch das linke Nasenloch ausgeatmet, dann dieses. mit dem Ringfinger der rechten Hand verschlossen und durch das rechte Nasenloch eingeatmet. Usw.
Leider bleibt es bei dem Versuch. Schon das erste Einatmen durch nur ein Nasenloch verstärkt mein Empfinden von Luftnot dramatisch. Erstmals an diesem Morgen steigt soetwas wie Angst in mir auf.
Reflexartig löse ich den Daumen von meinem rechten Nasenloch und atme überstürzt durch den Mund ein. Puh, das fühlt sich besser an.
Es braucht eine Weile bis ich mich wieder wohl fühle. Dennoch starte ich heute keinen weiteren Versuch der Wechselatmung.
7. Versuch: Zurück auf Anfang
Ich schlage jeden Ehrgeiz, jedes Konzept in den Wind. Jetzt sitze ich halb, liege ich halb hier und lasse meinen Atem kommen und gehen, wie er mag.
Und dabei beobachte ich ihn.
Ich atme mal durch den Mund, im Laufe der Minuten immer öfter nur durch die Nase. Das ist interessant. Es verändert sich also. Ist nicht in Stein gemeißelt.
Ich genieße, wie ich innerlich immer ruhiger werde. In genau dem Maße, wie mein Atem immer ruhiger und gleichmäßiger wird.
Und: in dem Maße, wie ich den Wunsch gehen lasse jetzt ganz besonders tief einzuatmen um ganz besonders viel von der frischen Luft zu tanken, verschwindet auch das Gefühl der Atemnot. Es wird immer weniger. 😅 Das beruhigt mich zusätzlich und fühlt sich sehr gut an.
8.Versuch: Willkommen Tag!
Mittlerweile ist mir recht kalt geworden, meine Tasse Cacao ist leer und ich beschließe wieder ins Haus zu gehen.
In dem Moment als ich mich aufsetze um dann aufzustehen, wird meine Luft wieder knapp, fällt das Atmen wieder schwerer.
Und sofort ist mein Verstand wieder laut „Verflixt….“
Das heißt der 8. Versuch lautet: egal, was ich heute mache – so oft wie möglich zu diesem entspannten Atem von gerade eben zurückkehren & alles, was dazwischen passiert, NICHT bewerten.
Mein Fazit für heute:
Das war ein interessanter Tag. Im Grunde ereignislos und doch so spannend und genau darin liegt die Magie der Achtsamkeit. Auf diesem Wege können wir jeden Tag ganz einzigartig werden lassen
DANKE Susanne. Ohne dich und die Blogparade #8sammeln hätte ich heute nicht so genau hingespürt und diese spannende Erfahrung verpasst.
Und dein Fazit?
Und was passiert, wenn du einen Tag ganz achtsam erlebst?
Was passiert, wenn du deinen Atem beobachtest?
Schreib mir gern in die Kommentare. Ich bin gespannt von dir zu lesen.
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